Birma – Demokatie unter Kontrolle?

Birma stand fast 50 Jahre unter Militärherrschaft und wurde wegen Menschenrechtsverletzungen im Westen lange geächtet. 2011 trat eine Zivilregierung unter Militäreinfluss an. Seitdem ist das Land auf Reformkurs, viele Sanktionen wurden seither gelockert. Die Dokumentation beleuchtet die Reformanstrengungen des Landes und lässt einige der führenden Akteure zu Wort kommen.

Wohin steuert Birma vier Jahre nach der Selbstauflösung der Militärjunta? Seit der Staatspräsident Thein Sein 2011 die Generalsuniform gegen den Anzug tauschte, wurden politische Gefangene freigelassen, die Zensur gelockert und unzählige neue Zeitungen gegründet. Im April 2012 zog die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, die 15 Jahre lang unter Hausarrest gestanden hatte, ins Parlament ein. Die USA und die EU hoben die Wirtschaftssanktionen auf.

Erlebt die Welt nun eine Demokratisierung von oben? Oder sind die zaghaften Fortschritte in Sachen Menschenrechte nur die Fassade eines autoritären Regimes Birmas plötzliche Öffnung ist beispiellos. Sie wurde von den Militärs beschlossen, geplant und durchgeführt, die sich selbst der Schaffung einer „disziplinierten und blühenden Demokratie“ verschrieben haben.

„Birma – Demokratie unter Kontrolle?“ geht den Reformen genauer auf den Grund. Das Filmteam sprach mit führenden Akteuren des Kurswechsels, darunter Man Shwe, Präsident des Unterhauses und Soe Thein, Berater des Staatspräsidenten. Außerdem kommt die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi zu Wort, das Aushängeschild der jungen Demokratie. Mit ihrer Partei „Nationale Liga für Demokratie“ hätte sie bei den Wahlen 2015 große Chancen – doch die Ex-Generäle haben es verhindert, das sie für das höchste Staatsamt kandidieren kann.

Die Journalisten fuhren auch in die neue Hauptstadt Naypyitaw, das Zentrum der Macht. die noch immer in den Händen der Armee liegt: So sind 25 Prozent der Abgeordnetensitze für Militärs reserviert.

Seit der Öffnung Myanmars nehmen Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit zu. Im Norden des Landes führten religiöse Spannungen zwischen Buddhisten und Moslems 2013 zu mehreren Todesopfern. Der Hass gegen die Muslime wird von radikalen buddhistischen Mönchen geschürt, die immer weiter an Einfluss gewinnen. Der Anführer der antimuslimischen Extremistengruppe 969, Ashin Wirathu, hat gegenüber dem Filmteam ebenfalls Stellung bezogen.

Quelle: ARTE, 30. März 2015