Humanitäre Hilfe statt Bomben: Solidarität zeigen

Das Krankenhaus unter der Leitung von Schwester Anna Maria Scarcello hat 45 Betten und bietet Hilfe im chirurgischen und allgemeinmedizinischen Bereich. Zurzeit werden dort viele KrebspatientInnen behandelt, auch kleine Kinder. Das Krankenhaus ist im Mazaraa-Viertel untergebracht, im Zentrum der syrischen Hauptstadt, und hilft ohne Unterscheidung der ethischen, religiösen oder sozialen Zugehörigkeit den Verletzten und allen, die Hilfe suchen. „Es ist eine Einrichtung, die von Anfang an für die Bevölkerung da war, ohne Unterschiede zu machen. Wir versorgten seinerzeit die palästinensischen Flüchtlinge, dann die Flüchtlinge aus dem Irak und dem Sudan, und heute sind wir, neben der Versorgung der Opfer der Gewalt im Land, auch noch Bezugspunkt für die vielen Familien, die durch den Konflikt in Not geraten sind,“ berichtet Schwester Scarcello.

„Der Krieg in Syrien, der 2011 begann, hat sich bis heute verschärft und man sieht noch keinen Lichtstrahl, der den Frieden ankündet. Denn die wirtschaftlichen Interessen der großen Mächte verhindern das Kommen dieses Tages.“ Es gebe bewaffnete Nicht-Regierungs-Truppen, die immer wieder die Bevölkerung mit Mörsergranaten angriffen. Diese Angriffe träfen häufig zivile Objekte, darunter Schulen, Moscheen, Kirchen und Märkte. Dramatische Auswirkungen auf das Land hätten neben dem Krieg auch das EU- und US- Wirtschaftsembargo.

90% der SyrerInnen leben mittlerweile unter der Armutsgrenze. Das durchschnittliche Einkommen beträgt ungefähr 20.000 bis 35.000 Lira (umgerechnet 37 bis 65 Euro) im Monat, während die Preise etwa zehnmal so hoch sind wie vor dem Krieg. Durch die hohen Materialkosten und den Wechselkurs der syrischen Lira gegenüber dem Dollar haben sich die Lebensbedingungen der syrischen Bürger beträchtlich verschlechtert. Der Verbrauch von Grundnahrungsmitteln wurde für arme Familien begrenzt.

Etwa 80% der SyrerInnen sind arbeitslos und die, die eine Arbeit haben, suchen eine zweite Arbeitsstelle, um die Bedürfnisse ihrer Familien decken zu können. Die Lebensmittelpreise sind um mindestens 25% gestiegen. Der höchste Preis für einen Liter Dieselkraftstoff betrug 70 Lira, jetzt hingegen liegt er bei 500 Lira.

Die Zunahme von Terroranschlägen und die wirtschaftliche Situation haben viele Syrer – so auch viele Fachkräfte und medizinisches Personal – bewegt, ihr Land zu verlassen, um ihren Kindern eine Zukunft zu ermöglichen. Die lokalen Gesundheitsnetzwerke sind nicht mehr in der Lage, die Versorgung mit Arzneimitteln sicherzustellen, da die pharmazeutische Industrie kollabiert ist, nachdem sie durch Bombenangriffe teilweise zerstört wurde.

Die notwendigen Dienstleistungen wie z.B. Elektrizität stehen dem Krankenhaus zwölf Stunden am Tag zur Verfügung – der Bevölkerung in Damaskus hingegen nur vier bis fünf Stunden täglich. Wasserversorgung gibt es nur für kurze Zeit in der Nacht. Medikamente, medizinische Geräte oder Ersatzteile müssen zur Zeit zu horrenden Kosten über den Libanon eingeführt werden. Der internationale Zahlungs- und Flugverkehr sind aufgrund des Wirtschaftsembargos der EU gestoppt worden.

Trotz einer starken Solidarität vor Ort zwingt der anhaltende Konflikt die Bevölkerung langsam in die Knie, die nicht mehr in der Lage ist, die unzähligen nicht nur gesundheitlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Auch die sozialen Bedürfnisse und das zum Überleben Nötige können nicht mehr sichergestellt werden.

In diesem Umfeld leben die Don-Bosco-Schwestern, die seit den Anfängen des Werkes im Jahr 1913 für den Unterhalt des Italienischen Krankenhauses in Damaskus sorgen.