Ordenseinsatz im Krisengebiet Syrien

(Bild: Sr. Carol Tahhan FMA)

Kaum ein Thema ist in der Gesellschaft und den Medien so präsent wie die aktuelle Flüchtlingskrise. Mittlerweile wird immer deutlicher, dass das eigentliche Problem nur in den Herkunftsländern der Flüchtlinge gelöst werden kann. orden.de stellt die Arbeit dreier Ordensgemeinschaften vor, die “Wurzelarbeit” in den Krisengebieten der Erde leisten…

Seit fast fünf Jahren tobt ein Bürgerkrieg in Syrien. Für uns im Westen ist die Nachrichtenlage sehr undurchsichtig und schwer zu beurteilen. Wer gegen wen und wie viele und aus welchen Motiven? Da gibt es syrische Rebellengruppen, die gegen Regierungstruppen kämpfen, im Norden Syriens hat sich der IS breit gemacht und eine riesige Spur der Verwüstung (einschließlich der Zerstörung von Kulturgütern) nach sich gezogen. Nach den USA hat sich nun auch noch Russland mit eingereiht in die Kämpfe. Man geht von mehr als einhundert Tausend toten und verletzten Soldaten aus – und mindestens noch einmal so viele aus der Zivilbevölkerung. Und mehr als 10 Millionen Syrer sind auf der Flucht. Viele sind erst mal in die Nachbarstaaten geflohen, aber auch nach Europa, nach Deutschland.

Noch haben die Don Bosco Schwestern zwei Gemeinschaften in Damaskus, die trotz der angespannten Lage ausharren. Vor drei Jahren wurden zwar die Schwestern aus der schwer umkämpften Stadt Aleppo abgezogen, weil dort die Lage eskalierte und die Schwestern, die dort mit Kindern und Jugendlichen arbeiteten, schon selbst aus dem Irak-Krieg schwer traumatisiert waren und so ein Bleiben der Schwestern nicht mehr zu verantworten war.

In Damaskus jedoch möchten die Schwestern bleiben – der Menschen wegen. Seit über 100 Jahren betreiben die Don Bosco Schwestern das sogenannte „Italienische Hospital“. Ursprünglich mit 56 Betten in vier Abteilungen. Seit geraumer Zeit sind nur mehr zwei Abteilungen – die 24 Stunden-Notaufnahme und eine chirurgische Station – in Betrieb. Das liegt einfach daran, dass viele der Mitarbeiter- und Mitarbeiterinnen, Ärzte, Pflegepersonal, aber auch die im hauswirtschaftlichen, technischen oder Labor-Bereich nicht mehr zur Arbeit gekommen sind. Täglich ringen die Schwestern mit äußeren wie inneren Schwierigkeiten und geben die Hoffnung nicht auf.

Die Missionsprokur der Don Bosco Schwestern in Essen ist in häufigem Kontakt mit der Oberin, Schwester Anna Maria Scarzello, die dankbar ist für finanzielle und materielle Unterstützung. In diesem Jahr konnte eine große Medikamenten- und Verbandsstoff-Lieferung für das Krankenhaus organisiert werden, aber auch immer wieder finanzielle Zuwendungen, um die Angestellten zu entlohnen. Oder allein auch, um die ständig steigenden Betriebskosten mit aufzufangen.

Die Inflation ist enorm – allein im letzten Jahr stiegen die Preise für Grundnahrungsmittel um mehr als das vierfache. Aber auch die Kosten für Diesel für die Notstromaggregate, wenn der Strom mal wieder ausgefallen ist. Das sind Herausforderungen des täglichen Lebens und zusätzlich die vielen Schwerverletzten, die eingeliefert werden mit Verletzungen, die die gefürchteten „Fassbomben“, anrichten. Menschen, die von Splittern übersät sind – manchmal gibt es keine Rettung. Das ist besonders schlimm, wenn es sich um Kinder handelt.

Sr. Anna Maria schrieb kürzlich:“Gestern war es wieder ganz heftig – ein zehnjähriges Mädchen wurde eingeliefert, dem wir leider nicht mehr helfen konnten. Wir trauern dann mit der Familie. Oftmals stehen wir auch nur ohnmächtig daneben und können nur beten, dass die Familien keinen Hass aufbauen, der nur wieder Gewalt erzeugt.“

Schwester Carol Tahhan leitet die zweite Gemeinschaft in Damaskus mit fünf Schwestern. Einen Kindergarten, eine Nähschule und eine Freizeiteinrichtung für Kinder betreiben die Schwestern gleich in unmittelbarer Nachbarschaft des Krankenhauses. Schon kurz nachdem der Bürgerkrieg begann, haben die Schwestern dort in der Einrichtung ein kleines Appartement für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt – die erste war eine Familie aus Aleppo. Weitere folgten. Eine große Herausforderung ist, den Hilfesuchenden Arbeit zu geben. Einige ausgebildete Schneider begannen in einem Raum des Gebäudes mit einer Schneiderei. Alle möglichen Bekleidungsstücke werden gefertigt – Sportkleidung, Schulkleidung, aber auch Kleider und Anzüge. Der Verkauf trägt dazu bei, Lebensmittel für Angestellte und Bedürftige zu kaufen und zu verteilen. Ohne weitere finanzielle Hilfe der Kongregation und der vieler Wohltäter wäre das nicht möglich. Schwester Carol sagt: „Wir wissen uns getragen von der Solidarität und dem Gebet vieler Menschen. Sonst könnten wir unsere Arbeit mit den Kindern, den Frauen und Männern in der Nähwerkstatt und für die vielen Hilfesuchenden nicht fortführen. Wir bleiben, weil Gott uns hierher gestellt hat. Es ist unsere Mission, den Menschen Hoffnung zu schenken. Bitte betet für uns, dass dieser fürchterliche Krieg bald aufhört und helft und weiterhin! Danke.“

Die Don Bosco Schwestern (offiziell „Töchter Mariä Hilfe der Christen“ – Abk. FMA) sind in 95 Ländern mit etwa 13000 Schwestern vertreten. Gegründet vom hl. Johannes Bosco und der hl. Maria Domenica Mazzarello haben sie sich ganz der Erziehung und Bildung von Kindern, Jugendlichen und Frauen verschrieben.

Die Gemeinschaften in Damaskus gehören zur Provinz „Mittlerer Osten“, der die Länder Jordanien, Syrien, Libanon, Israel, Palästina und Ägypten umfasst. In der Provinz leben und arbeiten etwa 100 Schwestern. Momentan bereiten sich fünf Novizinnen auf das Ordensleben vor.

In der Gemeinschaft des Krankenhauses leben und arbeiten 14 Schwestern und in der anderen Gemeinschaft

Ein Bericht von Sr. Birgit Baier FMA