MYANMAR 2023

Gewalt und Chaos nach Militär-Putsch Situation

Die ethnisch vielfältige Bevölkerung Myanmars leidet seit Jahrzenten unter gewaltsamen Konflikten zwischen der Armee und verschiedenen ethnischen Gruppen, die zum Teil politische Autonomie in bestimmten Regionen des Landes fordern. Gewaltsame Auseinandersetzungen sind weiterhin an der Tagesordnung. Tote und Verletzte unter der Zivilbevölkerung, Vertreibungen, abgebrannte Häuser und zerstörte Infrastruktur sind die Folge.

Der Putsch Anfang 2021 zwang 320.900 Menschen im Land zur Flucht und verdoppelte die Zahl der registrierten Binnenvertriebenen.

Auch die Zahl der Flüchtlinge aus Myanmar, die in den Nachbarländern leben, stieg an. Direkt nach dem Militärputsch flohen rund 31.000 Menschen über die Grenzen, von denen mehr als 19.700 bis heute noch auf der Flucht sind. Die Gesamtzahl der Flüchtlinge aus Myanmar stieg somit auf 1,25 Millionen zum Ende 2021.

Der UNHCR fordert die Nachbarländer in der gesamten Region dringend auf, allen Menschen, die aus Sicherheitsgründen fliehen, Zuflucht und Schutz zu bieten. Hilfsorganisationen beklagen, dass sie keinen Zugang zu den Grenzregionen haben, in denen sich Geflüchtete aufhalten.

Laut dem UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) wird die Zahl der Menschen in Myanmar, die auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, auf 14, 4 Millionen geschätzt.

14,4 Mio Menschen benötigen humanitäre Hilfe

Wir haben durch die Flucht fast alles verloren, was wir hatten. Unsere Tiere, unser Haus, unsere Orangenbäume. Wir konnten nur das Nötigste mitnehmen,

erzählt Ah Chang, während sich ihre Mutter, Ah Ning (70), um ihre Enkelkinder kümmert. Die Familie gehört zur ethnischen Minderheit der Rawang. Sie wurden in ihrem Heimatdorf Ting Kok im Bundesstaat Kachin aus dem Schlaf gerüttelt, als Kugeln in ihr Haus einschlugen. Sie suchten verzweifelt Schutz.

In der Morgendämmerung ließen die Kämpfe dann allmählich nach. Ah Chang und ihre Familie blieben unverletzt, doch auf der Straße sahen sie, dass das Dorf vollständig zerstört und geplündert war. Die Nachbarn waren in einen Schusswechsel geraten – ein zweijähriger Junge war getötet worden und fünf weitere Personen verletzt.

Das Militär brachte 25 Familien aus dem Dorf in die Hauptstadt von Kachin, nach Myitkyina. Seitdem lebt die Familie von Ah Ning in einem Flüchtlingslager in einem Zelt. Zusätzlich erhielten die Familie Kochutensilien, Decken, Moskitonetze und weitere grundlegende Versorgung.


© UNHCR/Paul Vrieze

Rückkehr von Flüchtlingen und Vertriebenen unmöglich

Viele der Vertriebenen und Flüchtlinge möchten gerne nach Hause zurückkehren. Sie sind aber erst bereit dazu, wenn ihre Sicherheit gewährleistet ist. Damit eine Rückkehr möglich ist, müssen sichere und würdevolle Bedingungen für die Menschen herrschen. Ihre Rechte müssen wiederhergestellt und respektiert werden.

Ob und wann sich die Lage in Myanmar für die Zivilbevölkerung verbessert und ihnen eine Staatsangehörigkeit zuerkannt wird, ist durch den Militär-Putsch von 2021 sehr ungewiss.